29.09.2016 - Dr. Armin Grübl ist leitender Oberarzt der Kinderklinik und Mitbegründer der Stiftung Kinderklinik Schwabing. Im Interview spricht er über die Aufgaben der neuen Stiftung und die Perspektiven der Klinik.
Wie ist die Stiftung der Kinderklinik München Schwabing entstanden?
Zunächst mal möchte ich mich sehr herzlich bei den Initiatoren der Stiftung bedanken. Dr. Michael Diederich und PD Dr. Irene Teichert von Lüttichau haben es erstaunlich schnell geschafft, viele Menschen für die Idee der Stiftung zu begeistern. Sehr schnell bildete sich ein engagierter Förderkreis von Eltern derzeitiger und ehemaliger Patienten, von Münchner Bürgerinnen und Bürger und von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unserer Kinderklinik, sowie von niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten.
Es wurde rasch klar, dass das Ziel die Gründung einer Stiftung Kinderklinik München Schwabing sein muss. Die Rechtsanwaltskanzlei Noerr hat uns dann geholfen, die Idee umzusetzen, so dass die Stiftung mit Datum 31.5.2016 in Trägerschaft und Verwaltung der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG gegründet wurde.
Worin sehen Sie die Aufgaben der Stiftung?
Ziel der Stiftung ist die Förderung der Kinderklinik Schwabing. Damit steht zunächst der Neubau der Kinderklinik auch im Fokus der Stiftungsaktivitäten. In den nächsten 3 bis 4 Jahren entsteht ein neues Klinikgebäude auf dem Gelände, und die an den Neubau angrenzenden Gebäude werden ebenfalls komplett saniert und modernisiert. Nach 3 bis 4 Jahren Bauzeit wird die Kinderklinik in neuem Glanz da stehen.
Wir werden dadurch sehr nahe mit der Erwachsenenklinik des Krankenhauses Schwabing zusammenrücken und als „Krankenhaus der kurzen Wege“ das Optimale für unsere jungen Patienten gewinnen können. Gerade auch für die sogenannte Transition, also den Übergang chronisch kranker Kinder in die Erwachsenenmedizin, ist dies ein enormer räumlicher und personeller Vorteil. Ebenso bei der der Versorgung akuter Notfälle wird das neue Zentrum hervorragend ausgestattet und angebunden sein, zum Beispiel mit einem Hubschauerlandeplatz auf dem Neubau.
Darüber hinaus wird die Kinderklinik München Schwabing in Kooperation mit dem Klinikum rechts der Isar und der TU München eine Universitätskinderklinik in bewährter Weise bleiben und alle Krankheiten kompetent in enger Zusammenarbeit aller Spezialisten weiterhin optimal behandeln können.
Wie kann die Stiftung die Kinderklinik Schwabing dabei konkret unterstützen?
Der Neubau und die Sanierungen werden komplett durch öffentliche Mittel finanziert. Aber es ist vollkommen klar, dass bis zur Fertigstellung der neuen Kinderklinik wird es mehrere Umzüge in Behelfsstationen geben. Das wird mit Herausforderungen für Patienten, Eltern und Personal verbunden sein. Die Stiftung kann sich engagieren, um auch in dieser Phase eine kindgerechte Atmosphäre zu ermöglichen
Außerdem wird sich die Stiftung der Unterstützung aller zusätzlichen Projekte widmen, die es unseren Patienten, Eltern und auch unseren Mitarbeitern erleichtern, ihre Krankheit, ihre Sorgen und ihre Arbeit leichter und besser zu meistern. Angefangen von einer besseren Grundausstattung der Räumlichkeiten bis hin zu speziellen Einrichtungsgegenständen, wie zum Beispiel bequeme und praktische Elternbetten. In Frage kommen aber auch zusätzliche medizinische Geräte, die die Stiftung durch Spenden finanziert und der Kinderklinik zur Verfügung stellt. Die Stiftung könnte sich auch im Bereich der personellen Ausstattung engagieren, um Mitarbeiter zu werben. „Add on-Projekte“ ist hier das richtige Stichwort für das Engagement der Stiftung.
Unsere große Zukunftsvision ist die Bildung und Förderung eines KinderCampus auf dem Klinikgelände Schwabing. Im Förderkreis entstand eine Idee, die dafür notwendigen Projekte als kleine bunte Häuschen darzustellen, die sich um die neue Kinderklinik Schwabing gruppieren – wie ich finde, ein tolles Bild, das sehr viel über unserer Vision aussagt. Nach und nach entsteht der KinderCampus, gefördert von der Stiftung und getragen von vielen Einrichtungen, die ein gemeinsames Ziel haben: die optimale Versorgung unserer akut und chronisch kranken Kinder und Jugendlichen im Münchner Norden und weit darüber hinaus. Für alle diese Vorhaben gilt: wir brauchen die Stiftung dringend!
Wie könnte denn der Kinder-Campus Schwabing in der Zukunft aussehen?
Die Kinderklinik Schwabing steht in einer Jahrzehnte alten Tradition, hochqualifizierte Medizin für Kinder und Jugendliche im Verbund mit mehreren Kooperationspartnern anzubieten. Beispiele hierfür sind die Kinderchirurgie, Kinderorthopädie, die einzige Kinderdialyse Oberbayerns und das sozialpädiatrische Zentrum. Schwabing hat damit bereits einen Campus-Charakter. Den wollen wir ausbauen, um künftig eine umfassende medizinische und psychosoziale Versorgung für akut und chronisch kranke Kinder und Jugendliche anbieten zu können.
Welche Chancen hat dieser KinderCampus?
Wir haben bereits einige Interessenten und der Stadt München unsere konkreten Ideen als Konzeptpapier zur Nachnutzung freiwerdender Flächen auf dem Klinikareal eingereicht. Wir hoffen jetzt auf eine baldige positive Rückmeldung. Die Notwendigkeit dieser größeren Versorgungseinrichtung wird von vielen Seiten bekräftigt, denn der Münchner Norden hat für die vielen dort wohnenden Familien viel zu wenige Kinderarztpraxen vor Ort. Unser KinderCampus würde zur Lösung dieses Engpasses, auch in enger Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kinderärzten Münchens, beitragen.
Die ersten Schritte zur Realisierung unserer KinderCampus Vision sind bereits erfolgt: So konnten wir unser medizinisches Spektrums um die Kinder- und Jugendpsychosomatik im neu renovierten Haus 8 auf dem Klinikum-Areal Schwabing erweitern. Außerdem werden wir künftig sehr eng mit der Kinderklinik Harlaching in einem Zentrum der Kinder- und Jugendmedizin kooperieren. Weitere Schritte sind bereits in Planung oder bei der Stadt beantragt: zum Beispiel Haus ANNA für die palliative Versorgung schwerstkranker Kinder und ihre Familien, die Erweiterung des Kinderzentrums für chronisch schwerkranke Kinder oder unsere Schule für Kranke. Die Stiftung wird hier sehr engagiert mithelfen, sei es mit Fundraising oder gesundheitspolitischem Engagement.
Zum Konzept des KinderCampus gehört selbstverständlich auch die Erweiterung von Wissenschaft und Forschung direkt vor Ort zum Wohl unserer Patienten, um auch langfristig den Standort München Schwabing als Innovationsstandort einer Gesundheitshauptstadt München zu fördern und zu sichern.
Was sind die ersten Projekte, die die Stiftung angehen wird neben der Optimierung des Klinikneubaus?
Aktuell will sich die Stiftung dem Thema Pflegemangel widmen. Ein Projekt dazu soll die Schaffung von bezahlbaren und schönen Wohnungen für Pflegekräfte auf dem Klinikareal sein. Erfreulicherweise sind wir hier bereits mitten in sehr aussichtsreichen Verhandlungen zur Realisierung dieses Vorhabens. Ich hoffe, wir können dazu bald konkrete Pläne vorlegen.
Aber auch der vorübergehende Wohnraum für Eltern kranker Kinder in der Kinderklinik ist ein wichtiges Projekt, das die Stiftung verfolgen wird. Auch hier gibt es bereits entsprechende Projektanträge für ein sogenanntes Elternhaus. Die Stiftung Kinderklinik München Schwabing hat sich viel vorgenommen und ist voller Elan, viele Projekte zu initiieren und mit eingeworbenen Spenden mit zu finanzieren und weiter zu fördern und zu betreuen. Nochmal Danke an alle engagierten Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die diese tolle Stiftung mit ins Leben gerufen haben und weiter mithelfen, unsere Visionen zu realisieren. Sehr erfreulich und motivierend für mich persönlich sind die nicht verstummen wollenden Aussagen unserer Förderkreismitglieder: „Was kann ich tun? Sagen Sie mir, was ich machen soll, dann mach ich es…!"