Interviewreihe mit Unterstützern gestartet

Foto: Frauke Reinhardt

Um unsere Unterstützer einmal näher kennenzulernen und sie zu Wort kommen zu lassen, haben wir eine Interviewreihe gestartet. Den Auftakt macht Frau Ksenija Fenske, Erzieherin an der Schwabinger Kinderklinik. Lesen Sie hier von ihrem Arbeitsalltag und ihren Glücksmomenten.

 

SH: Seit wann sind Sie in der Schwabinger Kinderklinik tätig und was genau sind Ihre Aufgaben?

KF: Seit dem 1.1.2002 bin ich als Erzieherin an der Schwabinger Kinderklinik tätig. Meine Aufgabe ist die pädagogische Betreuung der Kinder, egal, ob sie nur kurzzeitig stationär in der Klinik sind oder länger. Hierzu gehört sie abzulenken, zu beschäftigen, mit ihnen zu malen und zu basteln. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Eltern nicht die Möglichkeit haben, den ganzen Tag bei ihren Kindern zu sein. Im Gegensatz zum Pflegepersonal haben wir Erzieherinnen Zeit für die Kinder. Bei uns steht nicht die Krankheit im Vordergrund, sondern dass wir eine schöne Zeit miteinander haben. Wenn man sich mit den Kindern beschäftigt, können sie die Krankheit für Momente vergessen.

Zu meinen Aufgaben gehört es aber auch, verschiedene Angebote und Projekte stationsübergreifend zu organisieren und zu koordinieren, wie Choraufführungen, Besuche von „Monis kleiner Tierfarm“ auf dem Klinikgelände, Spendenübergaben oder auch den Nikolausbesuch.

 

SH: Was mögen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?

KF: Ganz besonders mag ich zum einen, dass ich immer neue Kinder und Familien kennenlerne. Zum anderen ist es sehr erfüllend, die Entwicklung der Kinder, die man über Jahre immer wieder sieht, mitzuerleben. Dadurch, dass viele der Kinder chronische Krankheiten wie Diabetes, Epilepsie oder Nierenerkrankungen haben, erlebe ich sie teilweise vom Kleinkindalter bis zu ihrem 18. Lebensjahr, bis sie also nicht mehr in der Kinderklinik betreut werden. Diese große Altersspanne bringt viel Abwechslung in meinen Arbeitsalltag. Während ich mit den ganz Kleinen beispielsweise spazieren gehe, gibt es mit den Jugendlichen auch mal Diskussionsrunden oder Ähnliches. Schön ist natürlich auch die Dankbarkeit der Eltern, für die ich im Laufe der Zeit gewissermaßen zu einem fixen Punkt geworden bin, während sich vieles im Haus immer mal wieder verändert.

 

SH: Können Sie von einem oder sogar mehreren Glücksmomenten in Ihrer Arbeit erzählen?

KF: Es gibt viele Menschen, die denken, dass das traurig wäre mit kranken Kindern zu arbeiten.  Natürlich gibt es traurige Momente und auch Tränen, aber meistens haben wir doch Spaß miteinander und steht es im Vordergrund eine gute Zeit miteinander zu haben. Glücksmomente sind es für mich, wenn ich die Kinder und Eltern wieder lachen sehe, wenn die Kinder entweder gesund entlassen werden oder aber mit einer guten medikamentösen Einstellung, mit der sie gut leben können.

 

SH: Was würden Sie sich wünschen für Ihren Arbeitsalltag, für die Patienten, für die Klinik?

KF: Am meisten wünsche ich mir ansprechende Räumlichkeiten mit einem guten Farbkonzept. Jetzt ist die Klinik kunterbunt, aber nichts passt richtig zusammen; es ist kein roter Faden erkennbar, auch, wenn wir uns natürlich um eine kindgerechte Gestaltung bemühen. Dann würde ich mir ein festes Budget für Materialien, wie z. B. zum Basteln wünschen. Bislang haben das die Erzieherinnen selbst finanziert über Flohmärkte, Bücher- und Kuchenbasare und Spenden. Ein festes Budget wäre eine große Hilfe. Dann soll es ja einen Tagesraum für die komplette Klinik einschließlich der Chirurgie und Inneren Medizin geben. Hier würde ich mir ein zentrales Spielzimmer wünschen mit Materialien, die für alle zur Verfügung stehen. Bisher gibt es das nur auf einer Station. Spätestens dann bräuchten wir auch ein größeres Erzieherteam. Ursprünglich bestand dieses einmal aus acht Erzieherinnen; inzwischen sind wir nur noch zwei feste und zwei zusätzlich durch die Initiative krebskranke Kinder München e.V. finanzierte Mitarbeiterinnen. Im Hinblick auf den neuen Tagesraum wird man so den Bedürfnissen nicht gerecht. Außerdem wünsche ich mir die Aufrechterhaltung der Geschwisterbetreuung, deren Finanzierung Ende des Jahres ausläuft und einen fantasievollen Spielplatz für die neue Kinderklinik, der zum Spielen und Bewegen anregt. Spätestens durch die Covid-19-Pandemie ist auch die Nachfrage an W-LAN im Haus gestiegen. Daneben wären auch Aufenthaltsräume für Eltern wünschenswert. Die Eltern suchen und pflegen auch untereinander den Kontakt. Dafür wäre es schön, wenn sie einen Raum hätten, der es ihnen erlaubt, sich in Ruhe zu treffen.

 

SH: Wie haben Sie die Stiftung Kinderklinik Schwabing kennengelernt und warum unterstützen Sie sie?

KF: Ich weiß von der Stiftung, seitdem die Idee dazu geboren wurde. Unsere leitende Erzieherin, die selbst viele Jahre in der Initiative krebskranke Kinder München e.V. tätig war, hatte uns damals davon erzählt. Die Klinik war zuvor nicht gemeinnützig und durfte deshalb keine Spenden annehmen. Durch die Kollegin habe ich mitbekommen, wie die Initiative die onkologisch kranken Kinder unterstützt, dass die Kinder finanzielle Hilfen erhalten haben und auch Materielles wie Notebooks oder was sie sonst benötigt haben. Auch Elternwohnungen konnten so finanziert werden. Das hätten wir uns immer auch für unsere Diabetiker und an Epilepsie erkrankten Kinder gewünscht, aber da gab es keine entsprechende Initiative. Durch die Stiftung Kinderklinik Schwabing haben nun auch wir inzwischen materielle Spenden erhalten. Wir Erzieherinnen unterstützen die PR der Stiftung durch „story telling“, erzählen über unsere Arbeit und lassen PatientInnen erzählen.

 

SH: Welches Projekt liegt Ihnen persönlich besonders am Herzen und warum?

KF: Am meisten liegt mir KuKo („Kunst kommt“) am Herzen – ein Projekt, das seit über zehn Jahren in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität besteht. Zweimal im Jahr, in den Semesterferien, kommen Kunststudenten, auch Studenten der Kunstgeschichte oder Kunstpädagogik, in die Klinik und bieten Kunstworkshops an. Am Ende der Workshops gibt es eine richtige Vernissage für die entstandenen Kunstwerke, die anschließend auch in einer Ausstellung gezeigt werden. Ich mag das Projekt sehr, weil wir da mittendrin sind und weil das eine gute Abwechslung für die Kinder ist. Die Studenten bringen frischen Wind rein mit ihren Ideen und mit Materialien, die wir sonst nicht zur Verfügung haben, wie Acrylfarben und Leinwände. Jedes Mal entstehen schöne, ausgefallene Werke. Das Projekt ist inzwischen fest etabliert – die chronisch kranken Kinder freuen sich schon immer darauf, manche fragen sogar schon danach. Auch von den neuen Kindern wird es immer sehr gern angenommen.

 

Das Gespräch fand am 24. August 2020 statt. 

SH: Stefanie Heidmann

KF: Ksenija Fenske

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