23.05.20017 - Die Kinderklinik Schwabing hat als einziges Münchner Krankenhaus ein Angebot für wartende Kinder – eine wichtige Funktion für den KinderCampus, den die Stiftung Kinderklinik Schwabing auf dem Gelände fordert. Lesen Sie das Interview mit der Erzieherin Sigrid Heidenbluth.
Frau Heidenbluth, kann
man sagen, dass Sie so etwas wie eine Krankenhaus-Animateurin sind?
Sigrid Heidenbluth (lacht): Nein, so sehe ich mich nicht.
Ich bin nicht da, um gelangweilte Kinder zu bespaßen, sondern ich mache ein
Angebot: bei mir dürfen Kinder spielen, während die Eltern bei den Geschwistern
auf den Stationen sind. Oder während sie vor einer ambulanten Behandlung warten
müssen.
Wieso gibt es in
Schwabing dieses Angebot?
Wenn ein Kind krank ist, und ein Geschwisterkind nicht mit
auf die Station darf – etwa wegen Infektionen, oder weil es Frühchen sind –
dann haben Eltern ein Problem. Ich biete ihnen dann an, in der Zeit auf die
Geschwister aufzupassen und sie zu beschäftigen. Außerdem spreche ich wartende
Eltern an, deren Kinder ambulant versorgt werden. Längere Wartezeiten können
mit Kindern schon mal schwierig werden.
Ins Krankenhaus geht
niemand gerne.
Genau. Krankenhaus ist für alle Stress, vor allem, wenn es
sich um eine schwere Erkrankung handelt, wenn sich Eltern um das kranke Kind
kümmern wollen, aber keine andere Möglichkeit für die Geschwister haben. Denen
wird es dann schnell langweilig. Wir wollen diesen Stress ein wenig mildern,
indem wir die Geschwister ablenken.
Woher wissen die Eltern
Bescheid über Ihr Angebot?
Ich arbeite öffentlich, alle können mich sehen, da unser
Raum direkt am Eingang zu den Stationen liegt. Viele kommen von selbst auf mich
zu, und ich spreche die Familien auch aktiv an. Außerdem wissen die Stationen
Bescheid und schicken mir Kinder
Wie lange gibt es
dieses Angebot bereits?
Seit 16 Jahren, seit 13 Jahren arbeite ich auf dieser Stelle.
Zu verdanken haben wir sie der Elterninitiative krebskranker Kinder, die dieses
Projekt ins Leben gerufen haben und die Stelle seither finanzieren.
Was reizt sie an Ihrer
Aufgabe besonders?
Die Abwechslung. Jeden Tag kommen neue Kinder zu mir, auf
die ich mich neu einstellen muss, das macht mir große Freude. Dennoch haben wir
auch Stammgäste, also Geschwister von Kindern, die als Patienten sehr lange bei
uns sind.
Was machen die Kinder
bei Ihnen?
Basteln, spielen, oder wir reden einfach nur, im Prinzip
können sie machen, wozu sie Lust haben.
Können alle zu Ihnen?
Ja, im Prinzip schon, wir nehmen auch alle Altersstufen, von
ganz kleinen Kindern bis zu jungen Erwachsenen. Die einzige Einschränkung: sie
dürfen keine Infektionen haben und andere anstecken können. Manchmal klappt es
aber aus anderen Gründen nicht: wenn ein Kind von vornherein weint und sich
auch nach einer Viertelstunde nicht beruhigt, dann rufe ich auf der Station an,
dann bringt das nichts.
Wie reagieren Eltern
auf Ihr Angebot?
Die sind sehr froh, dass es das gibt. Natürlich geben Eltern
ihre Kinder nicht so leicht ab, ohne mich zu kennen, oder länger mit mir
besprochen haben, manchmal auch sehr kleine Kinder, unter drei Jahren. Oft
haben sie aber gar keine andere Möglichkeit und sind sehr dankbar dafür. Es ist
schön, wenn sie dieses Vertrauen haben, ich weiß aber auch, dass dahinter oft
einfach nur die Not steckt. Ich freue mich, dass ich da etwas helfen kann und
den Eltern das Gefühl geben, dass ihre Kinder bei mir gut aufgehoben sind.
Wie sind Sie zu dieser
Aufgabe gekommen?
Ich habe als Erzieherin schon früher in Dortmund in der
Kinderklinik gearbeitet, seit 1996 bin ich nun hier. Einige Zeit war ich auf
der Kinder-Onkologie, bis es diese Stelle gab. Ich bin froh, so meinen Blick
wieder etwas weiten zu können: Sicher ist Krebs bei Kindern schrecklich, aber
es gibt auch andere Krankheiten, die schlimm sind.
Zum Beispiel?
Eine Epilepsie, die man nicht einstellen kann, zum Beispiel.
Sind die Kinder heute
sehr viel anders als früher?
Eigentlich nicht. Manche verstehen nicht, dass sie ihre
Spielsachen auch aufräumen müssen. Aber das ist ein Problem der Eltern. Ich
mache ihnen recht schnell klar, dass ich Erzieherin bin, nicht der Aufräumservice.
Sie gehen 2019 in
Ruhestand, was wünschen Sie sich?
Dass dies Geschwisterbetreuung als ständige Stelle gesichert
und fortgeführt wird. Sie trägt dazu bei, dass Patienten und Eltern die
Kinderklinik Schwabing als so positiv und emotional warmherzig wahrnehmen.
Gerade wenn sich um die Klinik in den nächsten Jahren weitere Angebote der
Kindermedizin ansiedeln, ist die Geschwisterbetreuung eine ganz wichtige
Funktion.
Interview: Gerd Henghuber
Unterstützen Sie die Arbeit der Geschwisterbetreuung
Die Stiftung Kinderklinik Schwabing unterstützt die Geschwisterbetreuung, zuletzt durch die Finanzierung von Spielsachen. Wir freuen uns über jede weitere Spende.
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BIC: HYVEDEMMXXX
Stichwort: Geschwisterbetreuung