Ein „Gedanken- und Mutbuch“ für Eltern, deren Kind schwer erkrankt ist

Was nun? Wie weiter? Wenn Kinder an Krebs erkranken, wird das Leben der ganzen Familie auf den Kopf gestellt. In der Kinderklinik München Schwabing haben sechs verschiedene Berufsgruppen an einem „Gedanken- und Mutbuch für Eltern schwer erkrankter Kinder“ zusammengearbeitet, um sie durch diese Zeit zu begleiten. Das liebevoll gestaltete Buch enthält kleine Übungen für den Alltag, Zitate, Tipps und viel Raum zum Notieren eigener Gedanken und Beobachtungen. Die Stiftung Kinderklinik München Schwabing hat die Entstehung des Buches mit unterstützt.

Pfarrerin und Klinikseelsorgerin Nicola Neitzel erzählt, wie es zu dem Buch kam und auf welche Weise es den Eltern helfen kann:

„Wir haben uns vom psychosozialen Team Gedanken darüber gemacht, dass die Kinder in der Klinik auf vielerlei Weise Geschenke bekommen. Für die Eltern gab es bisher aber noch keine gute Idee. Gutscheine für einen Café-Besuch? Ein Wellness-Duschbad? Alles erschien uns nicht so richtig nützlich für Menschen, die sich in einer sehr schwierigen Lage befinden und weder in einem Café noch unter der Dusche richtig abschalten können.

Dann sind wir auf die Tagebücher gekommen. Wir wollten aber nicht nur die Möglichkeit geben, Gedanken, Sorgen oder auch Alltägliches niederzuschreiben, sondern auch Tipps für die Zeit der Behandlung auf Station in einem Buch zusammenfassen. Wir haben uns im Team zusammengesetzt und Ideen aus allen Professionen gesammelt. So ist eine bunte Mischung entstanden.

Wenn wir von der Seelsorge Besuche machen, bringen wir die Bücher in Zukunft mit. Zurzeit an alle Eltern, die auf Station sind. Auf lange Sicht sollen die Eltern die Bücher zu Beginn der Therapie bekommen. Die ‚Kraftworte‛ der Seelsorge im Buch kommen aus allen Religionen und Weltanschauungen, da wir auch alle Patientinnen und Patienten besuchen, unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund.

Der christliche Glaube ist dabei unser Fundament als Seelsorger*in, aber unsere Besuche keine ‚Mission‛, sondern weltanschaulich offen.

Wir hoffen, dass es den Eltern Erleichterung schenkt, Sorgen und Ängste niederzuschreiben. Wir können uns aber auch vorstellen, dass es gut ist, Entwicklungsschritte des Kindes festzuhalten, vielleicht auch Alltägliches, das fröhlich war. Häufig beobachten wir, dass die Kinder viel mehr im Augenblick leben als Erwachsene. Ist der Augenblick schmerzhaft und beängstigend, weinen sie. Sobald es ihnen wieder gut geht, spielen sie und sind fröhlich, auch in der fremden Atmosphäre des Krankenhauses. 

Letztlich kann das Buch auch ein Dokument sein, um das kindlich Erinnerte eines Tages noch einmal aus der Perspektive der Eltern nachzulesen.“

Nicola Neitzel
Pfarrerin
Klinikseelsorge

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