Interview mit Frau PD Dr. Dr. Irene Teichert-von Lüttichau zum Internationalen Kinderkrebstag
Am 15. Februar 2023 ist der Internationale Kinderkrebstag. Wir haben diesen Tag, der auf das schwere Schicksal von krebskranken Kindern und Jugendlichen aufmerksam machen soll, für ein Gespräch mit PD Dr. Dr. Irene Teichert-von Lüttichau genutzt. Sie ist Oberärztin an der Kinderklinik München Schwabing und leitet dort den Schwerpunkt Onkologie. Außerdem ist sie Mitgründerin und Vorstandsmitglied der Stiftung Kinderklinik München Schwabing.
Frau Dr. Dr. Teichert-von Lüttichau, wie viele Fälle von Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen gibt es durchschnittlich pro Jahr an der Kinderklinik Schwabing?
Wir verzeichnen jährlich etwa zwischen 70 und 90 Neuerkrankungen. In Gesamtdeutschland sind es um die 2.000 pro Jahr.
Mit welchen Arten von Krebserkrankungen haben Kinder und Jugendliche am häufigsten zu kämpfen?
Bei Kindern und Jugendlichen treten vor allem Leukämien und Lymphome auf, gleich gefolgt von Tumoren des Gehirns. Die häufigsten soliden Tumoren des Kindesalters sind embryonale Tumore. Karzinome hingegen treten fast überhaupt nicht bei Kindern und Jugendlichen auf.
Was sind die größten Herausforderungen für an Krebs erkrankte Kinder und ihre Familien neben der medizinischen Behandlung?
Die erkrankten Kinder und ihre Familien werden völlig aus ihrem normalen täglichen Leben und Umfeld herausgerissen. Die Familie lebt gewissermaßen nur noch auf der Station. Die Eltern können gegebenenfalls nicht mehr arbeiten, was zur Verarmung führen kann. In jedem Fall kann man davon ausgehen, dass die Erkrankung in der Familie eine tiefe Krise auslöst, die zur Traumatisierung führen kann.
Was wird zur Betreuung und Behandlung der Kinder und ihrer Familien benötigt, das derzeit nicht über die klinische Versorgung abgedeckt wird?
Eine breite psychosoziale Betreuung auf Station ist vorgeschrieben. Die damit verbundenen Kosten in Höhe von manchmal bis zu 10.000 Euro pro Patient und Jahr können jedoch nur mithilfe von Elternvereinen und Spenden finanziert werden.
Welche unterstützenden Maßnahmen können hier die Stiftung oder andere Initiativen leisten?
An der Kinderklinik Schwabing haben wir glücklicherweise die Initiative krebskranke Kinder München e.V., die uns mit Spenden bei der Finanzierung der psychosozialen Mitarbeiter unterstützt.
Auch das von der Stiftung Kinderklinik München Schwabing geplante Elternhaus wird allen Kindern der Kinderklinik Schwabing und ihren Familien eine große Unterstützung bieten, indem es kostengünstige Übernachtungsmöglichkeiten für die Eltern bereithält und als „Haus der Begegnung“ den Austausch unter Angehörigen ermöglicht. Zusätzlich sollen dort Beratungen zu den einzelnen Krankheitsbildern, sowie eine psychosoziale Betreuung der Eltern angeboten werden.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Das Interview fand am 10. Februar 2023 statt.
Die Stiftung Kinderklinik München Schwabing unterstützt mit vielfältigen Aktionen und Projekten auch die Kinderonkologie. Das Projekt „Elternhaus“ liegt uns dabei besonders am Herzen. Noch in diesem Jahr wollen wir mit seiner Errichtung beginnen. Mehr dazu und wie Sie uns weiter unterstützen können, lesen Sie hier.